Michelangelos „geheimer Raum“ in Florenz

Viele kennen die außergewöhnlichen Werke Buonarrotis. Doch nur wenige wissen, dass es in der Sakristei von San Lorenzo einen geheimen Raum gibt, in dem der Künstler während der spanischen Belagerung von Florenz Zuflucht suchte. In dieser verborgenen Kammer schuf er eine Reihe unglaublicher Kohlezeichnungen.

Florenz, 21. September 2015 – Es war im November 1975, als bei einer Reihe von Strukturmaßnahmen in der Basilika San Lorenzo ein geheimer Raum entdeckt wurde.

Dieser etwa sieben mal zwei Meter große Raum befindet sich in der Sakristei des Florentiner Monumentalkomplexes und beherbergt an seinen Wänden eine Reihe von Skizzen, die von Michelangelo selbst angefertigt wurden, wie Paolo Dal Poggetto, der damalige Direktor des Museums der Medici-Kapellen, erkannte.

Es war während der Endphase der spanischen Belagerung von Florenz, als der Künstler Zuflucht in dieser kleinen Kammer suchte, wo er bemerkenswerte drei Monate lang verborgen blieb.

Michelangelo hatte triftige Gründe, aus der Öffentlichkeit zu verschwinden. Um der Armee Karls V. entgegenzutreten, hatte er sein Genie eingesetzt, um die Verteidigungsmauern der Stadt zu verstärken. Heute erinnert der Raum an die Anwesenheit des Künstlers in jenem schicksalsträchtigen Sommer 1530.

Da ihm nur Kohle zur Verfügung stand und es an Papier mangelte, schmückte Michelangelo die Wände des Raumes mit seinen bemerkenswerten Zeichnungen. Die Skizzen zeigen eine Vielzahl von Motiven, darunter einen Pferdekopf, Studien zu den Skulpturen der Sakristei von San Lorenzo und sogar einige Neuinterpretationen seines berühmten David.

Auf einem eindrucksvollen Bild ist eine in sich zusammengerollte Figur zu sehen. Experten sind der Ansicht, es handele sich dabei um ein Selbstporträt des Künstlers in Gefangenschaft.

Obwohl es aus Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, kann die Geschichte von Michelangelos Geheimem Zimmer anhand des Werks von Paolo Dal Poggetto („Michelangelo. Das Geheime Zimmer. Die Wandzeichnungen in der Sakristei von San Lorenzo“) erkundet werden, das kürzlich in einer überarbeiteten und erweiterten Version neu veröffentlicht wurde.